âš"Das solltest du schon lĂ€ngst können!"
Wenn mir dieser innere Saboteur auf der Schulter sitzt, verfalle ich zuweilen in Schockstarre. Aus meinem Mund kommt nur noch unzusammenhĂ€ngendes Geplapper, wenn ĂŒberhaupt.
So ist es passiert, dass ich in einer PrĂŒfung meinen eigenen Nachnamen nicht nennen konnte. Und dass mir wĂ€hrend einer Coaching-Ausbildung phasenweise nur das Notstromaggregat meines Hirns zur VerfĂŒgung stand und ich mich dementsprechend sonderbar benahm.
đDie SelbstĂ€ndigkeit bedeutet: Dauertraining, wenn es darum geht, sich komplett unsicher zu fĂŒhlen in dem, was man grade (zum ersten Mal) tut. Und die Schritte dennoch zu gehen. Ganz schön strange, in meinem Alter.
Mein Perfektionismus-Modus darf, nein, m u s s ein paar Stufen heruntergedreht werden. Der Regler beim Mut ist hochzuschieben.
âšAls Coach erlernst du die "professionelle Unwissenheit".
Das heisst, du gehst schon gar nicht davon aus, zu wissen, was das Problem deiner Kundin ist. Du antizipierst n i c h t, die Lösung bereits zu kennen, egal wieviel Expertise du in dem Gebiet auch haben magst. Ein sehr nĂŒtzliches "Vortraining" zum Unternehmertum! Auch hier darfst du dich oft "blind" vorantasten, einen Schritt nach dem anderen.
đAls blutige AnfĂ€ngerin treffe ich Annahmen
... die so nicht stimmen. Zum Beispiel siehst du dir die Clickrates und Anzahl Kommentare auf Profilen an und hast die Idee "ich muss nur meine Posts veröffentlichen und dann geht es los mit den Kommentaren und dem Gesehenwerden".
Ich bin ĂŒberzeugt, angehende SelbstĂ€ndige wĂŒrden viel schneller den Veröffentlichen-Button drĂŒcken, wenn sie wĂŒssten, wie unsichtbar sie dabei bleiben können.
Anfangs erschien es mir, als wĂŒrden meine Posts und BeitrĂ€ge in ein riesiges schwarzes Loch eingesogen. Die LinkedIn Artikel, beispielsweise, verschwanden irgendwohin, wo ich sie selbst kaum wiederfand. Das kann frustrierend sein. Sorgt aber eben auch dafĂŒr, dass du den "Mut-Regler" einige Stufen hochstellst. Denn du lernst, dass nichts passiert. Manchmal im unangenehm wahren Sinn des Wortes NICHTS.
âšDie Psychologie nennt es Systematische Desensibilisierung
Als ich in die Schweiz zog, musste ich mich an die vielen Strassentunnel erst gewöhnen. Lange traute ich mich nicht, auf der Ăberholspur zu fahren, da mein System meldete, es könnte "plötzlich" Gegenverkehr hinter der nĂ€chsten Kurve auftauchen.
âšUpsi
LinkedIn Artikel kann man in meinem Tool nur mit "autopublish" ablegen. Also speicherte ich Anfang Woche eine Artikel-Idee - eben die mit der blutigen AnfÀngerin - schnell in den Samstag. In sicherer Entfernung, dachte ich, so dass ich Zeit hÀtte, den Artikel noch zu schreiben. Was ich dann vergas.
Bis heute Morgen. Als mein Telefon mir fröhlich meldete, der Artikel sei veröffentlich. What!?!
âšPost mit nix
Meine Ăberschrift wurde mit dem Foto und ohne Text - den hatte ich ja noch nicht geschrieben - veröffentlicht.
Pardon, Leute. Ein AnfĂ€ngerfehlerđ
GefĂ€llt mir sehr gut. SelbststĂ€ndigkeit ist Dauertraining. Und wir dĂŒrfen Fehler machen. Ist das nicht herrlich?
Lieber GruĂ Luise